Mit Trockenmauern zu mehr Biodiversität – dank Certas

23.11.2021

Am 1. Oktober 2021 haben Herr Mock, sein Sohn Patrick, Sabine Brechbühl und Claudia Masur die Stiftung Umwelteinsatz - im Einsatz besucht. Mit einer Gruppe freiwilligen Erwachsenen und die Hälfte der Spende von CHF 25'000 von Certas wurde während einer Woche eine Trockenmauer im Regionalen Naturpark Gruyère Pays-d’Enhaut renoviert. Nächstes Jahr ermöglicht die zweite Hälfte der Spende eine weitere Woche.

Bei strahlend blauem Himmel und wundervollem Panoramablick auf die Gastlosen treffen wir zusammen mit Sarah Menegale, Geschäftsleiterin der Stiftung auf den Projektverantwortlichen des Parks, Bruno Clément, der uns durch die schöne Landschaft zur Mauer führt. «Die Gruppe hatte besonderes Glück diese Woche mit dem Wetter», erfreut sich Sarah auf dem 20-minütigen Weg durch den Park.

Altes Handwerk neu gelernt
«Mauern mit dieser besonderen Bautechnik werden immer seltener», bedauert die Geschäftsleiterin. Einige Mauern seien heute mangels Pflege stark beschädigt oder hätten moderneren Betonbauwerken oder Zäunen weichen müssen. Die Bauten, die geblieben sind, seien zum Teil jahrhundertalt und mittels traditionsreicher Technik gebaut worden: «Ganz ohne Zement und Mörtel» betont Sarah und erklärt uns weiter, dass eine freistehende Mauer, wie wir sie gleich antreffen werden, besonders anspruchsvoll sei zu renovieren. Die freiwillige Arbeitsgruppe habe diese besondere Bautechnik unter fachkundiger Anleitung während der Woche erlernt und allgemeines Wissen in den Bereichen Ökologie und Kulturlandschaft erfahren, beschreibt sie die Projektwoche, während wir uns der Gruppe nähern.

Stein auf Stein
Die Gruppe erwartet uns bereits und begrüsst uns herzlich vor ihrem ganzen Stolz; dem renovierten Trockenmauerabschnitt, der hier als Weidegrenze der Kühe dienen soll. Gut 20 Meter der insgesamt fast 1km-langen Mauer konnten in einer Woche renoviert werden. «Eine Mischung aus Frust und Freude» beschreibt Christian Egli die Woche. Der Trampilot aus Zürich sei nicht das erste Mal dabei bei einem freiwilligen Einsatz mit der Stiftung. «Doch die Arbeit in der Natur bereitet mir viel Freude» ergänzt er und beschreibt die Woche als «auftankend». Es sei nicht einfach die richtigen Steine in der richtigen Position an die richtige Stelle zu legen, dafür brauche es ein besonderes Auge und viel Geduld, meint Christian weiter. Die Gruppe der Freiwilligen würfelt sich ganz unterschiedlich zusammen. Mit dabei diese Woche ist auch Silja Keller. «Das Fundament der Mauer brauchte am meisten Zeit» erklärt die Hochbauzeichnerin aus Zweisimmen. Auch sie mag den Ausgleich vom Büro zur Natur. «Die Woche war sehr streng», gibt sie zu, und schmunzelt, dass sie jeden Tag sehr früh ins Bett gegangen ist. Nun habe sie sehr viel über Trockenmauern gelernt, und könne dieses Wissen direkt anwenden. So erzählt sie, dass sie einem Freund helfe, in seinem Permakultur-Garten eine Mauer zu renovieren und weiterzubauen.

Kost und Logie für viele Lebewesen
Trockenmauern haben vielseitige Aufgaben: Sie dienen als Weidegrenzen für Tiere oder als Wind- und Lawinenschutz für Menschen. Zudem werden mit den Trockensteinmauern Rebberge oder Steilhänge terrassiert. Doch nicht nur das; sie gelten auch als wertvoller Lebensraum für eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Kost und Logie finden die Überlebenskünstler in den Spalten, Ritzen und Löchern der Mauern. Sie kommen mit wenig Wasser und intensiver Sonnenbestrahlung aus. «Zum Beispiel Echsen und Blindschleichen, Igel, Spinnen und Kröten, aber auch kleinere Vogelarten finden in den Steinen Unterschlupf», erklärt uns Sarah. Auch Pflanzen finden auf den Mauern genügend Platz, um zu gedeihen und sich auszubreiten, wo sie an anderen Standorten von schnell wachsenden Pflanzen verdrängt werden (zum Beispiel Thymian). Die Trockenmauern sind also sehr wichtige Elemente einer Region, weil sie viel zur Biodiversität sowie Ästhetik beitragen.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Mit der gesamten Gruppe, darunter auch der Baustellenleiter Felix Riegger und der Zivildienstleistende Anthony dürfen wir den leckeren Abschlussapéro geniessen. Bei Wein, Brot und Käse wird die Woche reflektiert und die schönen Erinnerungen geteilt. Werner, der pensionierte Allrounder, führt uns durch die Alphütte, wo die Gruppe eine Woche lang Kost und Logie fand. Geschlafen wurde direkt unter dem Dachboden, oder in Zimmern im Erdgeschoss, für alle, denen es bei 10 Grad in der Nacht zu kalt wurde. Das Haus brannte im Jahr 2015 vollständig nieder und wurde erst 2017 neu erbaut.

Wer also in die Erhaltung unserer Kulturlandschaft investieren möchte, kann im Rahmen einer Ferienarbeitswoche der Stiftung Umwelteinsatz einen Arbeitseinsatz leisten und mit der Renovation von Trockenmauern unsere Landschaften beleben, verschönern und schützen.